PMCardio: KI gestützte EKG-Interpretation löst einen Fall von mir
- fsteini
- 16. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
Ein Mann mittleren Alters stellt sich mit retrosternalem Druck in der Notaufnahme vor. Er ist blass, schwitzt, wirkt unruhig. Die Vitalparameter sind stabil. Die Anamnese: arterielle Hypertonie, Raucher, familiäre Vorbelastung.
Das erste EKG zeigt keine ST-Streckenhebung – also kein klassischer ST-Hebungsinfarkt (STEMI). Aber der Patient hat eindeutig Symptome, die zu einem akuten Koronarsyndrom passen.
Also Entwarnung? Ganz im Gegenteil.
🩺 Patientendaten:
Alter: 59 Jahre
Geschlecht: Männlich
Symptome: Thoraxschmerz, NRS: 5/10
Vorerkrankungen: Keine bekannten
🚦 Schwierigkeitsgrad:
🔴 Schwer ⚪ Mittel ⚪Leicht



Eingescannt mit PMcardio Queen of Hearts (Schreibgeschwindigkeit: 50 mm/s, Eichzacke: 10 mm/mV)
Der Unterschied zwischen STEMI und OMI
Die traditionelle Einteilung in „STEMI“ (mit ST-Hebung) und „NSTEMI“ (ohne ST-Hebung) greift bei solchen Fällen oft zu kurz. Denn: Auch ein vollständiger Gefäßverschluss kann ohne ST-Hebung auftreten.
Diese Infarkte bezeichnet man zunehmend als Okklusionsinfarkte (engl. Occlusion Myocardial Infarction, OMI). Die Unterscheidung ist klinisch relevant:
Beim STEMI wird der Patient in der Regel sofort ins Herzkatheterlabor gebracht.
Beim OMI ohne ST-Hebung besteht die Gefahr, dass er zunächst konservativ behandelt wird – trotz kompletter Koronarverschlusses.
Die Folge: Zeitverlust, größerer Myokardschaden, höhere Sterblichkeit.
Der Blick mit den Augen der App:

Hier seht ihr das EKG mal mit den Augen der PMCardio-App. Das finde ich sehr lehrreich, denn bei der Erkennung von OMI-EKGs ist es wie beim Memory. Es geht darum, durch häufiges wiederholen Muster wieder zu erkennen. Oftmals geht es um Veränderungen der T-Welle, also der Erregungsrückbildung der Herzkammern (Ventrikel). Dennoch sind diese Veränderungen sehr unterschiedlich und können nicht wie bei den STEMI-Kriterien mit Millimeter-Angaben vereinfacht werden.
Und was machen wir mit unserem Patienten?

De-Winter-T-Wellen: Ein STEMI-Äquivalent
In unserem Fall zeigte das EKG in den Brustwandableitungen V2 bis V4 eine ansteigende ST-Senkung mit hohen, spitzen T-Wellen – ein typisches Muster bei einem proximale RIVA-Verschluss, bekannt als de-Winter-T-Wellen.
Die Charakteristika dieses Musters:
ST-Senkung mit ansteigendem Verlauf (besonders in V2–V4)
Hohe, symmetrische T-Wellen
Dieses Muster ist selten, aber hochspezifisch – es gilt als sogenanntes STEMI-Äquivalent und erfordert eine dringende Reperfusionstherapie, genau wie ein klassischer ST-Hebungsinfarkt.
Abschlussdiagnose
✅ Diagnose: Sinusrhythmus, OMI (De-Winter-T-Wellen)
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