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Auflösung: unklare Vigilanzminderung. Männlich, 82 Jahre

fsteini

Sie werden gemeinsam mit dem Notarzt in ein Einfamilienhaus gerufen. Die Ehefrau öffnet ihnen die Tür. Ihr Mann sei gerade beim Mittagessen bewusstlos vom Stuhl gekippt. Sowas sei ihm generell schon häufiger im letzten Jahr passiert, jetzt sei er aber immer noch sehr schläfrig und würde nicht richtig reagieren.


Der Patient liegt auf dem Boden und ist auf ansprache erweckbar.

Der Puls ist schwach und bradykard an der A. radialis tastbar. RR: 78/40 mmHg. Sie schreiben ein 12-Kanal-EKG:

Hf: 44/min, QRS: 156ms


Kommen wir zur Auflösung:


Auf den ersten Blick erkennt man schon, dass es zu viele P-Wellen für zu wenige QRS-Komplexe gibt.

P-Wellen sind regelmäßig in V1 zu erkennen und haben eine Frequenz von ca. 120/min. Die QRS-Komplexe sind deutlich verbreitert, treten aber ebenfalls rhythmisch auf. Die Frequenz liegt hier bei 44/min.

Die PQ-Intervalle wechseln regellos. Es handelt sich also um einen kompletten AV-Block.




Da keine Erregung vom Sinusknoten auf die Kammern übergeleitet werden kann, muss sich ein neues Erregungszentrum bilden. Die Kammerkomplexe in Ableitung V1 ähneln einem kompletten Rechtsschenkelblock. Bei diesem erfolgt die Erregung vollständig über den linken Tawaraschenkel.

Hieraus lässt sich ableiten, dass im obigen EKG, die Erregungsbildung ebenfalls im linken Ventrikel stattfindet. Es handelt sich hierbei um ein tertiäres Schrittmacherzentrum. Die Eigenfrequenz der Ventrikel liegt normalerweise zwischen 20-40/min, weshalb die Herzfrequenz des Patienten etwas ungewöhlich ist.


Diagnose: AV-Block III bei AV-Dissoziation mit (vermutlich) linksgelegenem ventrikulärem Ersatzrhythmus.


Mit dem niedrigen Druck und der Vigilanzminderung handelt es sich um eine instabile Bradykardie.


Dem Patient wurde vorsorglich mit Defi-Patches in AP-Position aufgeklebt und er erhielt fraktioniert insgesamt 45 microGramm Adrenalin intravenös. Darunter klarte er deutlich auf, sein Blutdruck stieg auf 155/70 mmHG und die Frequnz war bei 68/min.

Im Krankenhaus wurde der Patienten im weiteren Verlauf mit einem permanenten Schrittmacher versorgt. Weiteres ist leider nicht bekannt.


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