Sie werden mit NA zu einer Patientin gerufen mit dem Alarmstichwort Akutes Koronarsyndrom. Die Patientin sitzt auf dem Sofa und erzählt ihnen, dass sie seit heute morgen starke Nackenschmerzen habe. Diese würden eher linksseitig sein und ziehen bis in den kleinen Finger des linken Arm. Die Finger der linken Hand würden immer wieder leicht kribbeln.
Zusätzlich gibt sie ihnen die Information, dass sie ein bekanntes Aortenaneurysma hätte, welches jedoch noch vor einer Woche kontrolliert worden sei. Hier wäre alles in Ordnung gewesen.
Die Patientin macht einen fitten Eindruck auf sie. Die Vitalparameter sind alle unauffällig und der Blutdruck seitengleich bei 130/70 mmHg.
Die schreiben ein 12-Kanal-Ekg und sehen folgendes:
Hf: 92/min, QRS-Zeit: 138ms, QT-Zeit: 398ms
Auflösung:
Es soll im folgenden erstmal um die reine Interpretation des EKG‘s gehen.
Beginnen wir zuerst mit der Rhythmus-Analyse. Wenn wir uns die Vorhofaktivität anschauen wollen eignen sich hierfür Ableitung II und V1 am besten. Dort sind die P-Wellen häufig am besten zu sehen. In manchen Fällen lohnt es sich jedoch auch, alle 12-Ableitungen nach P-Wellen zu untersuchen um diese zu finden. Haben wir diese in einer Ableitung entdeckt können wir diese auch in allen anderen 11 Ableitungen sichtbar machen. In diesem EKG wurden Die Extremitäten- und Brustwandableitungen zeitgleich aufgenommen. So können wir schnell die anderen P-Wellen finden:
Vor jedem QRS-Komplex ist eine P-Welle sichtbar, die Frequenz ist ca. 89/min. In diesem Teil des EKG‘s handelt es sich also um eine normofrequenten Sinusrhythmus. Zusätzlich ist hier zu erkennen, dass es sich um einen pathologischen Lagetyp, einen überdrehten Linkstyp handelt. Zusammen mit den kleine Q-Zacken in I und aVL und der S-Persistenz in der Brustwand lässt dies auf eine Blockade des linksanterioren Schenkels schließen. Zusätzlich liegt ein kompletter Rechtsschenkelblock mit typischer M-Morphologie in den rechtspräkordialen Ableitungen vor. Die Kombination aus kompletten Rechtsschenkelblock und linksanterioren Hemiblock wird auch Bifaszikulärer Block: RSB und LAH genannt.
Fassen wir alles nun einmal zusammen:
Es handelt sich um einen normofrequenten Sinusrhythmus mit einer Frequenz von 89/min
Zusätzlich liegt ein Bifaszikulärer Block mit der Kombination eines kompletten Rechtsschenkelblocks und eines linksanterioren Hemiblocks vor.
Aufgrund des EKG-Veränderungen und der Beschwerden sowie der Kenntnis über das bekannte Aneurysma wurde ein zügiger Transport in den 3 min. entfernten Maximalversorger ohne weiterführende medikamentöse Therapie durchgeführt.
Dort wurde ein AKS sowie eine Verschlechteren des Aneurysmas ausgeschlossen und bei der Patientin wurde ein HWS-Syndrom diagnostiziert. Über die genauen Ursachen für die EKG-Veränderungen ist leider nicht mehr bekannt.
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