Sie werden gemeinsam mit dem NEF zur bewusstlosen Person ins Altenheim alarmiert. Die Pflegekraft empfängt sie und erzählt, dass der Patient eben auf der Toilette synkopiert wäre. Nach ca. 20-30 sec. hätte er wieder das Bewusstsein erlangt. Nun sei eigentlich wieder alles normal. Der Patient liegt wach neben der Toilette, fokussiert sie beim eintreten und hat ein rosiges Hautkolorit. Die periphere Sättigung ist bei 96% und der Puls ist radial zu tasten, etwas bradykard und arrhythmisch. Sie schreiben ein 12-Kanal-EKG:
Frequenz: 60/min, QRS: 96ms
Was ist ihre EKG-Diagnose?
Welche Ursachen kommen für die Synkope infrage?
Bedarf der Patient einer akuten Therapie?
Kommen wir nun zur Auflösung:
Zuerst beginnt die Suche nach P-Wellen. Da das EKG im allgemeinen etwas von Artefakten belastet ist, wird die Suche dadurch etwas erschwert. Ableitung V2 und V3 sind noch am hilfreichsten. Dort sind aufrechte P-Wellen zu erkennen. Die QRS-Komplexe sind schmal. Die Frequenz ist im Durchschnitt bei 60/min und die QRS-Komplexe arrhythmisch. Vor allen QRS-Komplexen außer dem dritten ist eine P-Welle mit einer stark verlängerten PQ-Zeit zu erkennen.
Beim durchzirkeln fällt auf, dass die Komplexe regelmäßig auftrete. Lediglich der dritte Komplex fällt früher ein. Nach einer kleinen Pause geht es dann wieder rhythmisch weiter.
Der dritte Schlag ist trotzdem schmal (QRS< 120ms) und weißt die gleiche Morphologie auf, wie die anderen QRS-Komplexe. Es handelt sich hierbei um eine supraventrikuläre Extrasystole.
Die Kombination aus Sinusbradykardie, AV-Block 1 Grades (PQ hier > 300 ms) und einer supraventrikulären Extrasystole mit kompensatorischer Pause muss an eine kardiogene Synkope denken lassen.
Vielleicht bestand zwischenzeitlich ein höhergradiger AV-Block, oder es kam durch vermehrte SVES zur starken Reduktion des Herzzeitvolumen.
Auch zu bedenken bleibt, dass die Synkope auf der Toilette passiert ist. Hierbei steht differentialdiagnostisch eine Defäkationssynkope auf der Liste.
Commenti