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fsteini

90-jährige Frau, Synkope im Altenheim


🩺 Patientendaten:

  • Alter: 91 Jahre

  • Geschlecht: Weiblich

  • Symptome: Synkope, jetzt wach wieder ansprechbar

  • Vorerkrankungen: Herzinsuffizienz, Z.n. Myokardinfarkt


🚦 Schwierigkeitsgrad:

🔴 Schwer Mittel Leicht

 

Eingescannt mit PMcardio Queen of Hearts (Schreibgeschwindigkeit: 50 mm/s, Eichzacke: 10 mm/mV)

 

🤔 Stelle dir zuerst die folgenden Fragen:


  1. Wie lange dauert die Überleitung vom Vorhof auf die Herzkammern?

  2. Welcher Lagetyp liegt vor?

  3. Welche Ursache hat die QRS-Verbreiterung?


 

Auflösung:


🫀Herzrhythmus:

In Ableitung II kannst du die P-Wellen am besten erkennen. Jede P-Welle wird von einem QRS-Komplex beantwortet. Es fällt aber auf, dass die PQ-Zeit deutlich verlängert ist. Das EKG ist dennoch rhythmisch und die Herzfrequenz liegt im Normbereich: Somit liegt ein Sinusrhythmus mit AV-Block I° vor:


So erkennst du einen AV-Block I°:


  1. Verlängerte PQ-Zeit: Die PQ-Zeit (Zeit vom Beginn der P-Welle bis zum Beginn des QRS-Komplexes) ist verlängert und beträgt >200 ms (mehr als 5 kleine Kästchen im EKG).

  2. Konstanter Rhythmus: Die P-Wellen sind regelmäßig, jede P-Welle wird von einem QRS-Komplex gefolgt. Es gibt keine „ausgefallenen“ QRS-Komplexe.

  3. Asymptomatisch: Oft bleibt ein AV-Block I unbemerkt und wird zufällig entdeckt, da er selten Symptome verursacht.


 

🧭 Lagetyp:

  • überdrehter Linkstyp (üLT)


Dieser pathologische Lagetyp ist hier Zeichen einer Leitungsstörung in einem Teil des linken Tawaraschenkel, dem linksanterioren Schenkel. Dieser ist blockiert. Man spricht dann von einem linksanterioren Hemiblock (LAHB).


⏱️ Zeiten

  • PQ-Zeit: 222 ms

  • QRS-Dauer: 137 ms

  • QTc: 450 ms


Die QRS-Komplexe sind verbreitert. Da ein Sinusrhythmus vorliegt ist die häufigste Ursache hierfür die Blockierung eines der beiden Tawaraschenkel. In diesem Fall des rechten Tawaraschenkels. Das erkennst du im EKG an folgenden Befunden:


  • M-Konfiguration in V1/V2: In den rechtspräkordialen Ableitungen (V1/V2) zeigt sich ein rSR'-Komplex mit einer charakteristischen M-förmigen Konfiguration.


  • Plumpe S-Zacken in den lateralen Ableitungen: In den Ableitungen I, aVL, V5 und V6 finden sich breite, plumpe S-Zacken.


  • Breiter QRS-Komplex: Der QRS-Komplex ist ≥ 120 ms breit.


 ❤️‍🩹 ST-Streckenveränderungen:

Liegt ein kompletter Rechtsschenkelblock (RSB) vor, kommt es durch die gestörte Erregung der Kammer auch zu einer gestörten Erregungsrückbildung (Repolarisation). Dies ist beim RSB normal. Im EKG sieht man dann T-Negativierungen in den Ableitungen V1-3. Die ST-Strecken müssen aber isoelektrisch bleiben!


 

Abschlussdiagnose

Die Kombination aus den drei Befunden im obigen EKG hat einen speziellen Namen:


  1. AV-Block I°

  2. Linksanteriorer Hemiblock (LAHB)

  3. kompletter Rechtsschenkelblock (RSB)


RSB und LAHB werden als bifaszikulärer Block zusammengefasst (es sind zwei Leitungsäste betroffen). Die gesamte Leitung läuft nur noch über einen Ast des linken Tawaraschenkels. Würde dieser auch noch ausfallen läge ein trifaszikulärer Block (kompletter Herzblock) vor.

Findet man neben dem bifaszikulären Block im EKG zusätzlich einen AV-Block I° nennt man dieses Bild auch inkompletter trifaszikulärer Block.



Diagnose: Sinusrhythmus, (inkompletter) trifaszikulärer Block



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